Fake-Sticks und SD-Karten aus Fernost gibt es leider schon sehr lange. Es gibt asiatische Plattformen, auf denen Speichermedien mit echter Kapazität eher die Ausnahme als die Regel. Auch bei ebay waren solche Speicher aus China oder Hongkong immer wieder zu haben.
Der aktuelle Fall hat aber eine neue Qualität. Seit einigen Wochen werden günstige 128GB Sticks von deutschen Verkäufern auf ebay angeboten. Der typische Preis, den zahlreiche Verkäufer für diese Sticks verlangen, liegt bei 17 Euro inkl. Versand. Der Blogger hat sofort zugeschlagen. Mit PayPal bezahlt greift ja der Käuferschutz. Erhalten habe ich folgenden Stick in einer Blisterpackung:
Auf ebay findet man diesen Stick im Regelfall ohne Blisterpackung in den Produktbeschreibungen. Dafür gibt es ihn auch in weiteren Farben. Die Packung selbst bzw. der Druck erregte sofort Mißtrauen – exakt diese Packung wird auf einer amerikanischen Webseite, wo man ein FakeFlashTest downloaden kann, als Beispiel für Fake-Ware gezeigt. Also schnell den Speichertest gestartet, wobei „schnell“ bei einem Stick dieser Größe relativ ist.
Der Test mit dem bewährten H2testw der Zeitschrift ct (siehe Ratgeber Speicherkarten) brach nach gut fünf Stunden beim Lesen ab. Damit war zwar klar, dass der Stick absolut unbrauchbar für den praktischen Einsatz ist, dennoch galt es zu ermitteln, ob dieser Stick ein typischer Fakestick mit einigen GB echtem Speicher ist oder nicht. Denkbar wäre ja auch der Defekt eines Sticks gewesen, in dem real 128GB verbaut wurden.
Zum Einsatz kam diesmal der FakeFlashTest. Dieser Test ist ein destruktiver Test, das bedeutet, er überschreibt vorhandene Daten auf dem Medium einschließlich der Formatdaten. Der Test greift mehr oder weniger direkt auf den Speicher zu und schreibt Daten an typische Grenzen der verschiedenen Speicherchips. Damit ermittelt er relativ schnell, wieviel Speicher wirklich im Stick oder auf der Karte sind. In unserem Stick waren tatsächlich die typischen knapp 8GB Speicher drin und damit war klar, dass dieser Stick nur zu einem Zweck produziert wurde: Betrug am Kunden!
Damit konfrontiert erstattete der Verkäufer auch sehr schnell den Kaufpreis und gab unumwunden zu, von seinem Lieferanten selbst betrogen worden zu sein. Da er allen Käufern den Kaufpreis erstattete und zukünftig gar keine USB-Sticks aus China mehr anbieten will, nenne ich keinen Namen. Mehrere Suchen in den folgenden Tagen ergaben, dass diese Sticks von immer mehr Händlern aus Deutschland angeboten werden. Und die Bewertungen dieser Käufe legen die Vermutung nahe, dass nur ein geringer Teil der Kunden den Betrug sofort (also vor der Bewertung des Kaufes bei ebay) bemerkt. Das deckt sich mit den Erfahrungen von der Plattform AliExpress, wo praktisch nur Fake-Speicher verkauft wird und auch dort nur ein sehr kleiner Teil der Kunden die Käufe negativ bewertet.
Noch ein Wort zur Funktionsweise des Test H2testw, weil in China viele Verkäufer diesen Test kennen und einige dreist behaupten, dass ihre (Fake)Sticks als fehlerhaft moniert würden, weil der Test für große Sticks generell ungeeignet sei. Das ist Blödsinn! Der Test H2testw funktioniert bestechend einfach, in dem mit den Routinen des Betriebssystems ca 1GB große Dateien auf das Speichermedium schreibt Wenn man das Programm läßt, beschreibt es maximalen freien nutzbaren Speicherplatz. Eine maximale Grenze für die Speichergrenze gibt es in der Praxis nicht. Das Programm wurde ursprünglich für Festplatten konzipiert und es funktioniert auch mit aktuellen 4TB Platten, sofern das Betriebssystem damit umgehen kann. Das besondere sind die generierten Daten in den Dateien. Das sind Checksummen, die sich u.a. aus der Position des Datenblocks in der Datei und dem Dateinamen ergeben. Dadurch merkt das Programm sofort, wenn es statt dem 3. Block aus der 5. Datei den 25. Block der 1. Datei bekommt, weil der Controller des Sticks Daten überschrieben hat. Dieses einfache Prinzip macht das Programm so zuverlässig und so beliebt. Kann das Testprogramm einen Speicherbereich nicht nutzen, können Sie mit normalen Nutzdaten auch nicht. Andere Testmethoden sind schneller, aber nicht zuverlässiger. Der im Artikel erwähnte FakeFlashTest kann als Schnelltest benutzt werden. Meldet er einen Fehler, ist der Stick nicht ok und der deutlich länger dauernde H2testw-Lauf kann unterbleiben. Meldet er aber keinen Fehler, so ist das noch keine Garantie, dass der Stick wirklich einwandfrei ist, da der Test nur eine kleinen Teil des Speichers wirklich testet und es denkbar ist, dass man Fake-Speicher so bauen kann, dass ein solcher Test ausgetrickst wird.